Reisetagebuch: Von Nord nach Süd - Unterwegs in Vietnam (6)

von 'Jay' Steinert

Am nächsten Tag besteigen wir den Zug. Wir fahren von Phan Thiet nach Saigon (Ho-Chi-Minh City). Der Zug ist ca. 50 Jahre alt, aber ganz gut in Schuss und er füllt sich langsam, aber stetig mit Passagieren. Eine Zugfahrt ist jetzt, nach der ganzen, ewigen Busfahrerei eine sehr willkommene Abwechslung. Schließlich ist Endspurt angesagt, Saigon ist für uns das Ziel dieser Reise, letzte Möglichkeit das Transportmittel zu wechseln. Wir bleiben noch drei Nächte hier, dann geht es wieder zurück.
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Der Zug trottelt indes mit stetiger Ruhe durch die bunte Landschaft, viel Ackerbau wird hier betrieben, bis ganz an die Schienen heran sind die Felder bestellt. Die Fahrzeit ist mit vier Stunden angegeben, wir brauchen eine mehr. Der Bahnhof für diese Millionenstadt ist ein Witz und zwar ein ganz schlechter. Meine U-und S-Bahn-Haltestelle in Leipzig-Gohlis hat mehr Gleise! .... weiterlesen

Reisetagebuch: Von Nord nach Süd - Unterwegs in Vietnam (5)

von 'Jay' Steinert

In unserer Reiseapotheke findet sich zum Glück Paracetamol. Hilft gut gegen das ansteigende Fieber, nur mit den Bier‘s ist es erstmal vorbei. Verträgt sich nicht gemeinsam. Mui Ne ist so etwas ähnliches wie Hurgada, Ägypten. Eine Straße am Meer, ca 40 km lang, rechts und links davon Hotel- und Gästehaus-Bebauung. Der Strand selbst bietet keinen Schatten. Auch keine Mietliegen, die gibt es nur in Ressorts und da muss man erstmal reinkommen.
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Die Russen die man hier antrifft sind wie die Deckchen, keine besoffenen, grölenden Männerhorden wie gewohnt, sondern Pärchen mit Kleinkindern, Oma und Opa auch mal mit im Schlepptau. Alles sehr friedlich. Es ist aber knallheiß hier. 32 Grad, die Luft steht, das Haar sitzt, auch ohne 3-Wetter-Taft .... Zum Mittagessen verziehen wir uns in eine Fischbude am Meer, alles frisch, in Bassins gelagert. Seafood aller Art, Lobster, Tiger-Prawns und weiß der Fuchs was noch alles. Krokodil mit Kartoffelpüree - das wäre doch mal was!  .... weiterlesen

Reisetagebuch: Von Nord nach Süd - Unterwegs in Vietnam (4)

von 'Jay' Steinert

Unser Homestay-Hotel liegt am Rande der Stadt Hoi An, es ist ziemlich neu und hat bei Booking.com beste Noten bekommen. Völlig zu Recht. Wir laufen nur zwei Minuten bis zum Strand, die Liegen und Schirme sind kostenlos. Im Gegenzug bestellt man Speisen und Getränke aller Art. Der Strand ist gepflegt und hat wenig Besucher. Vor allem eins: k e i n e Russen. Das Wasser des Südchinesischen Meeres ist hier sauber und wohltemperiert. So lässt es sich leben!
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Am Abend bieten einige Restaurants in Strandnähe ihre Dienste an. Kulinarisch enttäuscht Vietnam allerdings bisher. Die Vietnamesen in Deutschland kochen- nach meinem Geschmack- wesentlich besseres Essen als ihre Landsleute in der Heimat. Abgesehen davon bekommt man hier immer nur Kindertellergrösse mit entsprechend kleinen Portionen. Sehr eigenartig. Muss man halt 2 x bestellen, wenn es nicht reicht. Oder ein Bier mehr, egal. .... weiterlesen

Indien: Unterwegs auf dem Subkontinent

Beitragsseiten


Eine endlos anmutende Fahrt in einem Bus, natürlich ist die aircondition auf kalt gedreht, bringt uns in aller Frühe nach Aurangabad. Diese Stadt ist ein Ausbund von städteplanerischer Einfaltspinselei. Trostlose Straßen mit einstürzenden Neubauten, dazwischen Elendscamps von Wanderarbeitern.

subkontinent_01Das "Koh i Noor" Hotel erweist sich als noch nicht ganz fertig gestellt - oder schon wieder am zusammenfallen, ganz klar wird das einem nicht. Überall Baugerüste und Deckenabstützungen der abenteuerlichsten Art. Wir (meine neue Begleiterin und ich) haben keinen Bock uns etwas anderes zu suchen - wir lieben die Gefahr. Für diesen ungeklärten Baustatus ist das Hotel ziemlich teuer, verfügt allerdings über einen Warmwasseranschluß, ein nicht hoch genug zu schätzendes Kriterium.

Die Luft ist fürchterlich mit Auspuffgasen gefüllt und wir sind froh in die Ellore Caves zu entkommen. Diese befinden sich auf dem Lande, weit entfernt von dieser Stadt. Der Taxifahrer, nebst altersschwachem Gefährt kostet 900 RS/per day.
subkontinent_02Die Ellora Caves sind in Gestein gearbeitete Tempel, Wohnhäuser usw., ein unglaublicher Aufwand - mit, aus heutiger Sicht, primitiven Mitteln für die Ewigkeit gebaut. Komisch, die meisten Gebäude die in den letzten 100 Jahren gebaut worden sind haben nicht solange überlebt.

Danach besuchen wir einen Giantempel, die Jungs müssen sich beim betreten bis auf die Hosen entkleiden, die Damen dürfen zudem ihr Oberteil anbehalten. Durch verschlungene Gänge erreicht man, der Weihrauch versperrt einem schon die Sicht, wenn man es findet, einen Wishnu-Statue, die bedenkt man mit monetären Gaben und dann gehts schnell wieder raus.
subkontinent_03Im Freien empfängt man eine Portion Reis, gehüllt in einem Pflanzenblatt. Sehr schön.

Unser Taxifahrer bringt uns zu einer Festung, eine gute Wahl. Bei sengender Hitze erklimmen wir endlose Treppenstufen, der Blick von der Feste, allerdings, entschädigt die Mühsal. Die Jungs haben damals über einen Bergrücken mehrere Kilometer Burgmauern gezogen, in mehrere Richtungen, was haben die für Zeit gehabt!

Den Abschluß bildet ein Besuch in einem "Taj Mahal für Arme", das Taj scheint ein großes Vorbild für alle Herrscher in Indien gewesen zu sein.
subkontinent_04Viele Repliken sind über das Land erstreut zu besichtigen.

Den Abend beschließen wir mit einem noblem Abendessen mit einem Amerikaner aus Texas (Georg W. Bush-Fan), ich krieg die Krise. Nach einem Bier eskalierte das Gespräch (die vertragen ja nix - die amis), wir prügeln uns durch die Hotellobby (verbal) und scheiden dann doch als Freunde, irgendwie. Jedenfalls habe ich ihm das Wort "Schwuchtel" beigebracht, natürlich im Kontext mit seinen Präsidenten und er fand es lustig, ich übrigens auch. Eine der spannendsten Städte wartet nun auf uns, Udaipur.

Der Weg von Aurangabad nach Udaipur ist so umständlich und langwierig, so das wir auf den Bus verzichten und das Flugzeug als Reisemittel vorziehen. Die Flugkosten sind für uns ein guter Scherz (75 US Dollar), der Service bei jet airways einfach fabelhaft.
subkontinent_45Wir haben einen Zwischenaufenthalt in Bombay, schlafen ein paar Stunden in der Senatorlounge und früh geht es weiter nach Udaipur.

Der Flugplatz liegt außerhalb, mit einem klapprigen Taxi fahren wir an Bergbaumienen vorbei, es ist kühl und der Morgennebel verbietet einen weit schweifenden Blick auf die Natur. Die Kühe lümmeln sich mitten auf der Autobahn herum, ein paar aufgeregte Ziegen trippeln kreuz und quer über die Fahrbahn. Die quäkende Hupe verscheucht diese unerwünschten Verkehrsteilnehmer nur teilweise.

subkontinent_43Ein Hotel in der Altstadt ist schnell gefunden, hier haben viele Häuser ein Dachrestaurant, damit man den Blick auf den See hat. Udaipur wird gern als das Venedig Indiens beschrieben.
Auf dem See (Lake Pichola) befinden sich zwei Paläste (Lake Palace/Jag Mandir) und am Ufer der berühmte Stadtpalast. Ein wunderbares Ensembel entfaltet sich so vor dem Betrachter. subkontinent_44
Udaipur hat Klasse, ein toller Basar, kleine Gassen, ein Gewusel aus Jeeps, Bussen, Menschen und Tieren. Hier ist auch die Hochburg der Miniaturmalerei (Handmalerei auf Seide) und der Buchhersteller (in Leder/Brokat/Seide gefaßte Notizbücher auf handgeschöpftem Papier) zu Hause. Aber auch das Kunstschmiedehandwerk ist vertreten, Silber-und Goldschmiedearbeiten sind hier zu äußerst moderaten Preisen käuflich zu erwerben.

Einen abendlichen Blick auf Udaipur genießt man am besten von dem fünf Kilometer entfernten Monsumpalast, wir heuern einen verrückten Inder mit Tuk-Tuk an, er heißt Manfred und hat einen CD-Player mit Subwooferboxen an Bord. Mit Techno-Gewummer fliegen wir durch das moslemische Viertel, Kinder, Hühner und Ziegen stieben auseinander - allein die Kühe verharren träge an ihrem Platz. Der Blick vom Monsumpalast auf Udaipur ist etwas diesig, aber der Sonnenuntergang phänomenal.

subkontinent_46Am nächsten Tag setzen wir unsere Erkundungen fort, Bootsrundfahrt auf dem See, Museumsbesuche, alles sehr empfehlenswert. Hin und Wieder müssen wir uns mit Indern fotografisch ablichten lassen - die sind ganz verrückt darauf, ein paar Worte mit einem zu wechseln und dann natürlich: Foto, please, Sahib.

Ein absolutes "Muß" ist in Udaipur zum "Lunch" in ein Roof-Restaurant zu gehen und sich den James-Bond-Klassiker "Octopussy" anzusehen. Der Film spielt überwiegend in Udaipur - und, jetzt kommts, in Karl-Marx-Stadt, ein Brüller schlecht hin. subkontinent_42Wir verlängern unseren Aufenthalt noch um zwei Tage, treffen Elefanten und freche Streifenhörnchen (letztere plündern mit Vorliebe die Tellerreste in den Restaurants).
Auch hier gilt, die Menschen sind einfach Klasse, hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend. Es ergeben sich hier auch Gelegenheiten mit dem einen oder anderen Ladenbesitzer ein Schwatz zu machen, sehr relaxt die ganze Veranstaltung hier.
Nach vier Tagen heißt es aber auch für uns die Zelte abzubrechen, es geht nach Jodhpur - die blaue Stadt.

Jodhpur - die blaue Stadt

subkontinent_08Nach einer endlos erscheinenden Busreise treffen wir um 5:00h morgens in Jodhpur ein, die Hostelmannschaft pennt noch. Wir haben Glück, ein
Japaner verlässt den Salon - ein Zimmer wird frei. Nach 4 h Stunden Schlaf genießen wir das Frühstück auf dem Dach des Hostels, mit Blick auf die größte Festung Rajasthans (Meherangarht Fort). Ein kleiner Erkundungsritt durch die Gassen der Innenstadt erweist sich zunächst als wenig ergiebig; Dreck, Müll und Fäkalien vor der Kulisse heruntergekommener Bausubstanz. Die Kinder bestürmen uns wie verrückt - dorthin verirrt sich offensichtlich nicht so oft ein Fremder.

Der Bitte ein obligatorisches Rasselbanden-Foto anzufertigen komme ich gern nach, die Kids sind begeistert als es klick macht. Dem inneren Kompass folgend gelangen wir zum Marktplatz mit dem Victoriatower. Ein Gewühl von Gewürzverkäufern, Obst-und Gemüseständen und ähnlichem überflutet das Areal, nur unterbrochen vom ständig hinein-und hinausdrängendem Verkehrschaos. Ein Schuhmacher nebst Kunde hocken auf dem Boden und versuchen einen Schuh zu reparieren, einen kleinen Schwatz und Bidi paffend inklusive. Eine kleine Familie versucht gebrauchte Kleidungsstücke an den Mann zu bringen, es ist alles sehr ärmlich und schmutzig - aber die Leute sind freundlich, gelassen und betteln keineswegs. Die Freude ist umso größer als ich einem kleinen Mädchen mit großen Knopfaugen ein paar Süßigkeiten in die Hand drücke.

subkontinent_10Sie rennt gleich zu ihrer Frau Mama und teilt es mit ihrem Bruder, sehr schön. In dem Gassengewirr haben wir endlich eine Chance original indisches Teegewürz und Massalla (Gewürz für Speisen) zu erwerben. Aber das Feilschen stellt sich als sehr mühsam heraus, das haben sie hier ganz geschickt eingefädelt. Es kursieren überall in der Stadt Listen mit angeblichen Festpreisen die man überall vorgelegt bekommt und darauf berufen sich die Verkäufer. Pustekuchen denke ich, wir sind hier im Orient, wer hier nicht handelt ist selbst dran blöd. Bei Tea-spice und Massalla-spice ist eine Einigung schnell herbeigeführt, aber es geht da noch um eine Schachtel mit Safranfäden aus dem Kashmir, da fahren sie fest - da geht überhaupt nix. Na gut, sie laden uns zum Abendbrot ein, nebst einer Tasse Indian-Tschai, der Safran wechselt den Besitzer. Das ist ein Spaß!

subkontinent_09Den Wanderweg zur Festung finden wir in dem Gewirr der Gassen nicht, ein Tuk-tuk bringt uns zum Ziel. Der Tourist zahlt den Hundertfachen Eintritt (500 Rupies / 9 EUR) als der Einheimische, bekommt einen Walkmann mit lustiger verbaler Wegbeschreibung (natürlich in deutsch) um den Hals gehangen. Die Maharadschas wußten wie man wohnt! Tolle, reich geschmückte Hallen, mit Mamor und Edelholz ausgestatte Zimmer. Früher waren die Handwerker echte Künstler, und hier Indien sind sie es heute immer noch. Von den Burgzinnen (große Kanonensammlung!) überblickt man die gesamte Stadt, überall schimmern die blauen Häuser, Wahnsinn - habe ich noch nie gesehen. Hier oben gibt es noch einen kleinen Tempel, die Hindus ziehen sich ihre Schuhe aus, treten an ein Glocke heran, schlagen diese und dann erst betreten sie den Gebetsraum.

subkontinent_11Den Abend verbringen wir auf einem Dachrestaurant - die Burg ist herrlich angestrahlt. Der Kellner muss erstmal ein paar Strassen weiter wetzen um mir eine Flasche Bier zum Abendessen zu besorgen - wahrscheinlich sind wir da in einem Moslemschuppen geraten. Egal, wir bekommen was geordert wurde - aber es wird langsam sehr kalt im Norden Indiens.

Tagsüber kommt die Quecksilbersäule schon auf 20 Grad - aber Abends sackt sie unter 10 Grad - das kann ja "heiter" werden, wir sind ja noch lange nicht am Ziel (Varanassi). Am nächsten Tag packen wir ganz entspannt unsere Rucksäcke und das Tuk-tuk bringt uns zum Bus nach Jaipur.

Taj Mahal im Nebel

subkontinent_36In der Nähe des Busbahnhofes von Jaipur finden wir Abends ein ausgezeichnetes guesthouse. Es gibt sogar eine warme Dusche! Nachdem wir unsere staubigen Klamotten gewechselt haben, starten wir noch einen "Orientierungsrundflug" und reiten auf zwei Feierabendbiere in das beste Hotel am Platze ein. In diesem moslemisch dominierten Gebiet ist es garnicht so einfach etwas Trinkbares zu bekommen.

Um die umfangreichen Sehenswürdigkeiten Jaipurs zu erleben benötigt man schon einen fahrbaren Untersatz, wir entscheiden uns für die Rikscha, nebst Fahrer. Denn die im "lonley planet" angegebenen Entfernungen weichen doch erheblich von der Realität ab. In die historische Altstadt haben sowieso nur Tuk-Tuk und Rikscha Zugangsberechtigung.

subkontinent_35 Der Verkehr ist hier der absolute Wahnsinn, hier geht eigendlich garnichts mehr. Den Stadtpalast lassen wir aus, viel wichtiger ist der "Palast der Winde". In eben diesen fristeten damals die Frauen des Herrschers ihr Dasein. Sie konnten von dort aus die Festlichkeiten, die sich auf der Straße abspielten, ungesehen beobachten (Haremssyndrom). Man kann das Gebäude selbst in Augenschein nehmen, gruslige Vorstellung, dort eingesperrt zu sein.

Weiterhin kann man einen Hindutempel auf dem Areal und ein Maharadschagrab etwas außerhalb besuchen. Noch weiter entfernt gibt es einen malerisch gelegenen Seepalast, subkontinent_14allerdings war bei näherer Betrachtung das Wasser und Ufer von Müll übersäht, da war der ganze Zauber dahin.

Wir entscheiden uns am nächsten Tag zur Weiterfahrt nach Agra, dort befindet sich das weltberühmte Taj Mahal. Auf einem kurzen Zwischenstop in einem Naturschutzpark nahe Agra hat uns der Hotelkoch vergiftet. Vollkommen erledigt liegen wir im eiskalten Hotelzimmer herum, irgendwelche Powertabletten lassen uns durchhalten. Ich schleppe mich in die Stadt und besorge Klopapier, Weißbrot und Scharzen Tee.

Nachdem wir einen Tag durchgeschlafen hatten, schleichen wir auf wackeligen Beinen um das Taj Mahal. Dabei haben wir noch Glück, ich habe schon von vielen gehört die weitaus übler dran waren als wir (2 Wochen und mehr bettlägerig) und dabei ist die indische Küche wirklich ziemlich gut. Aber der Dreck überall ist ein Wahnsinn und man kann halt mal Pech haben.
subkontinent_40Durch diesen Kälteeinbruch legte sich zum einem der Nebel vom Fluß und zum anderen der Qualm von vielen tausend kleinen Holzfeuer der Obdachlosen über Agra, das Taj war kaum zu sehen. Egal, dafür gibt es Postkarten, die man käuflich erwerben kann.

Es ist kalt, ich will weg hier. Mein nächstes Reiseziel heißt Varanasi. Die Zugkarte habe ich mir (geht hier nicht anders) eine Woche vorher in Udaipur bestellt und gekauft. Dafür mußte ein Inder (im Auftrag der Agentur) mindestens 5h anstehen!! Im Internet lese ich die aktuellen Temperaturen in Varanasi, 5 Grad Cellsius,ich steige aus - dafür bin ich nicht ausgerüstet, bin ja jetzt schon halb tot.

subkontinent_39Es gibt nur einen Ausweg, zurück nach Goa - Wärme, Meer, Seafood und ein paar Joints. Am Bahnhof treffe ich einen Inder, ich frage ihn
ob er Lust hat morgen per 1.Klasse zum gößten Heiligtum der Hindus, nach Varanasi, zu fahren (35 h ab Agra). Wy not, man? Denke ich auch - aber nimm Dir eine Pelzjacke mit mein Lieber - man hört nichts Gutes aus Varanasi - was die Temperatur betrifft. Ok. Sahib - und schon ist er weg.

Ich kauf mir ein Flugschein nach Bombay und dann einen nach Goa. Die Urlaubszeit meiner Reisegefährtin neigt sich dem Ende entgegen, sie muß nach Deutschland zurück. Wir fahren mit einem Charterbus einer Krishnagemeinde gen Flughafen, nach New Dehli. Ein Wahnsinn, unterwegs steigen immer mal Einpeitscher zu, die die Meute einheizen. Ein Geschrei, ein beten und eine Ansprache nach der anderen. Bei null Grad Cellsius fahren wir noch 30 km mit dem offenen Tuk-Tuk zum Indirah-Gahndi-International, in Sommerkleidung, Bravo. Gott oder Ganesh sei Dank - der Flughafen ist beheizt. Wir verabschieden uns, ich fliege zurück nach Goa, in die Wärme.

Goa - das gestohlene Paradies (1)

subkontinent_24Die Flugzeugtür öffnet sich unter lautem zischen, poff, wir haben 33 Grad Cellsius! Ich schnappe mir schnell meine Klamotten, rase zum Counter, kaufe mir ein Taxischein (auch hier Festpreis) und lasse mich von so einem alten Eimer nach Belaulim fahren. Auch hier wieder dieselbe Arie, ich gebe exakt mein Reiseziel an und lande in einem völlig falschem guesthouse (Bonuspunkte für Taxifahrer), Taxifahrer verspielt dadurch sein Trinkgeld, ich latsche noch eine Weile durch den Sand, lange Gesichter auf beiden Seiten. Der lonley planet hält Wort, es ist sehr ruhig und sehr preiswert hier.

subkontinent_27Vollkommen entspannt wird mein Zimmer zurecht gemacht, daß dauert zwar ein paar Stunden, aber ist mir egal, bloß keinen Alarm mehr. Die letzten Wochen waren schon recht anstrengend, jetzt nur noch Seele baumeln lassen. Ein bischen Internet gucken, Fallschirmfliegen, baden und ein, zwei Bier trinken. Das Wasser ist wunderbar, ein paar Delphine tummeln sich in Strandnähe, ausgezeichnet! Mein Zimmer ist fertig, es kann losgehen.

subkontinent_22Ich treffe beim Abendessen einen Deutschen, der seit 25 Jahren dort Urlaub macht, ein schräger Typ. Lufthanseat (pensioniert) und vollkommen abgekocht, es gibt keine Kneipe oder Puff den der zwischen Manila und San Fransisco nicht aufgesucht hätte, wir bekelchen uns so ca. 6 Tage, ich schreibe zwischendurch diese Reiseberichte (allerdings im Nachbarort Colva - weil wenn der dabei ist komme ich vor lachen nicht zum schreiben - außerdem sind wir ja eh nur dicht). Zunächst kam er mit der alten Wessinummer rüber (ich Wessi du Ossi - na sie wissen schon - tätätä), ich habe ja so herzlich herzlich gelacht, als das klar war sind wir sozusagen Freunde fürs Leben geworden.

Eigentlich ist es sehr schön hier, es ist ruhig, die Drinks sind kalt, die Speisen vorzüglich, die Bedienung schläft zwar permanent ein (es ist ja auch heiß hier), egal, man weiß ja wo der Schlüssel zum Kühlschrank hängt, man kann anschreiben lassen, schön hier, a b e r langweilig!!!! Tagsüber kommt wenigstens ein bischen Bewegung ins Spiel, als ein benachbartes Restaurant mit einer Riesenrauchwolke bis auf die Grundmauern niederbrennt. Das regt hier keinen sonderlich auf, denn "warm" renoviert wird schließlich weltweit. Ich ziehe mich zurück,
lese noch ein paar Seiten in meinem Buch und
erwache, vollkommen gegen meine Natur, um 6:30 Uhr (morgens!).

subkontinent_23Mit meiner Kamera bewaffnet gehe ich auf Entdeckungstour, es ist unglaublich. Das gesamte Personal liegt in schäbigen Decken gehüllt auf dem Fußboden vor den Guesthouse (und daß wird in der Nacht ziemlich kalt), ohne Isomatte oder Ähnlichem. Es sind so arme Schweine und man behandelt sie auch dementsprechend, dabei gibt es hier genügend Hütten die man der Belegschaft wenigstens für die Nacht zur Verfügung stellen könnte, nein; du bist arm, du hast einen job, sei froh - sie zu wie du klar kommst. Mir ist zwar bewußt daß unsere westlichen Maßstäbe hier nicht greifen können, aber ich finde es trotzdem empörend, ein Minimum an Menschlichkeit sollte immer gewährleistet sein - den Transfer muß man auch als Besitzer dieses guesthouses leisten können. Missmutig lenke ich meine Schritte zum Strand, dort haben Fischer ein kleines Feuer entfacht.

subkontinent_25Radebrechend versuche ich mit meinem Schmalspurhindi Kontakt zu bekommen, sehr lustig, die sprechen viel besser englisch als ich. Als das geklärt ist erzählen sie mir daß sie die ganze Nacht draußen waren und versuchten Fische zu fangen. Die Ausbeute ist sehr spärlich, es handelt sich um Kleinfisch, ab und an ein paar Frustentiere, die schmeißen sie gleich ins Feuer, als "Snacks", sie eignen sich nur zum Eigenverzehr. Daß Problem sind wir Europäer, erzählt mir Sahif, der Kaptän. Die europäischen/japanischen Fangflotten rücken den kleinen Fischern immer näher auf den Pelz, fischen alles leer und zurück bleibt eine Wasserwüste.

Diesen Leuten wird komplett die Lebensgrundlage entzogen nur weil in New York, Rio und Tokio ein paar Leute sitzen, die um jeden Preis jeden Tag Sushi fressen müssen, bravo, gut gemacht! Ich begleite die Leute den ganzen Tag, fahre mit ihnen auch auf den Fischmarkt - es ist Wahnsinn. Die fischen dort z.B. untermaßige Hammerhaie und verkaufen sie (sie haben ja keine andere Wahl) obwohl die erst in 3 Jahren soweit wären. Ein Kreislauf, in immer engeren Bahnen, der in die Katastrophe führen muß. Nach dieser Lektion bin ich erstmal wieder pappesatt.

Goa - das gestohlene Paradies (2)

Interessant an Goa ist vor allem, neben den schönen Stränden, auch die Geschichte. Als Ghandi die Engländer 1948 aus Indien herauskomplimentierte war Indien keineswegs frei von der Kolonisation.
subkontinent_26Goa war nämlich unter portugiesischer Herrschaft und wurde erst in den 60ger Jahren an Indien angegliedert. Goa ist sozusagen eine autonome Provinz, mit eigener Gesetzgebung und Verwaltung. Das ist auch der Grund für den hohen Bevölkerungsanteil von Katholiken in dieser Region (rund 90 Prozent aller Goaner). Auch ist die Armut unter der Bevölkerung bei weitem nicht so dramatisch verbreitet, wie im Rest des Landes. Als die Hippies in den 60/70er Jahren dieses Paradies entdeckten war der Umgang und Gebrauch mit Drogen durchaus normal.

Die Situation kippte erst durch die synthetische Drogenflut der 90er Jahre. Die Beschaffungskriminalität (durch Touristen) stieg bedrohlich an und zerstörte langsam den guten Ruf Goas. Jetzt ist es wesentlich schwieriger und gefährlicher mit diesen Dingen umzugehen als damals. Obwohl es auch einige Engländer nicht nehmen liesen völlig ungeniert mit ihrer Bong oder mit dem Joint am Strand zu sitzen. Ich lege keinen Wert auf ein klärendes Gespräch auf irgendeiner Polizeiwache und übe mich in Verzicht.

subkontinent_28Unvermeidlich ist auch Zusammentreffen mit ein paar Israelis, die sind ja auch überall. Ein wenig überheblich im Auftreten, wie immer, aber doch ganz amüsant. Diese Truppe hatte gerade ihren Wehrdienst hinter sich (Männer drei/ Frauen zwei Jahre) und zog um die Welt. Sie husten wie blöde (war wohl einer ihrer ersten Joints), albern herum und ziehen fröhlich von dannen. Also, hier wirds langsam öde, ich packe meinen Rucksack, suche mir einen Minibus und lasse mich nach Palolente karren.

  Eine herliche Bay, voll mit Stelzenhäusern und Kneipen, Palmenbuden und Internetcafes. Tagsüber sehr ruhig und entspannt, wohlschmeckende Speisen, kühle Drinks, heiße Weiber. Erstaunlicherweise sind viele Russen am Start (man erkennt sie gleich an den 80-ger-Jahre-Frisuren).

Ich ergattere Strandhaus Nr.1, das Wasser spült seine Wellen keine 30 Meter von meiner Hühnerleiter an Land. Es gibt in dem Stelzenhaus Licht und Ventilator, eine ordentliche Futtonmatraze nebst Moskitonetz, Dusche usw. ist neben der Rezeption - was will man mehr?

subkontinent_05Der Nachteil stellt sich ganz schnell heraus, keine fünf Meter hinter meiner Hausrückwand (ungelogen!) befindet sich die beste irische Stehbierhalle an diesem Strand. Das ist leider auch mit sehr viel Krach und Herumgepöbel der Gäste verbunden. Als ich mich zur Ruhe legte, waren meine Ohren mit deutschem Schwerindustriegehörschutzstöpseln gerüstet - allein dem Gesang von 30 Engländern waren sie nicht mehr gewachsen. Ich kapituliere, wen man nicht schlagen kann muß man versuchen zu umarmen - ich kleide mich wieder an und nehme mit den sangesfreudigen Briten noch ein paar Biere zu mir.

Angeschlagen, ausreichend betäubt - aber nun lärmunempfindlich, krieche ich in meine Behausung zurück. Ein Haufen schräger Typen kann man in Goa reffen: Sonnenanbeter, selbsternannte Gurus, Joga-Junkies, Althippies, Neuhippies und andere Freaks - für Unterhaltung ist stets gesorgt. Aber langsam übernehmen die Kinder der Althippies das Zepter, was mir auch lieber ist - denn diese altstalinistisch-verquasten, bagwahnisierten und zugedröhnten Sinnsucher die bis heute in Deutschland Studienplätze blockieren sind schon lange keine Bereicherung mehr (waren sie es jemals?) für dieses schöne Fleckchen Erde. Natürlich fehlt die Rastafraktion keineswegs, kleine gescheiterte Wichtigtuer die ihr Dasein mit den Verkauf von Selbstgebasteltem zu fristen versuchen (Leute! Betteln geht echt schneller). Ob die Inder wohl auf diese Kollegen gewartet haben?

subkontinent_29Ein paar Golfkrieger aus U.K. laufen auch auf, scheint so als ob sie die Nase voll haben. Irgendwann, ein paar Biere später verdreschen sie sich, allerdings unten am strand - die Bar bleibt stehen. Auch kann man ein paar old english ladies beobachten, die sich für ihren Aufenthalt ein paar junge Inder (vermutlich als Gespielen) verpflichtet haben.

Also, ich muß schon sagen - hier ist immer was los. Man braucht keineswegs aufstehen, man muß nur daliegen und dem bunten Treiben Aufmerksamkeit schenken - wer braucht denn da noch einen Fernseher?

  Die folgenden Tage verbringe ich noch an einem anderen Strand, habe den schönsten Sonnenuntergang aller Zeiten und bin dankbar für alle Erfahrungen die ich in diesem Land machen durfte. Die Menschen, die trotz ihrer Armut aufrecht und unverzagt durchs Leben gehen, immer freundlich, neugierig und aufgeschlossen Fremden gegenüber sind, die nicht auf Teufel komm raus ihren Vorteil suchen, die einen wunderbaren Tee kochen können, die auf einem Eselskarren sitzen und mit dem Handy im Büro anrufen. Ein Land zwischen Mittelalter und Moderne, ich komme sehr gern wieder, mein Indien.

Tags: Indien, Tagebuch, Bombay, Goa, Jodhpur, Udaipur, Taj Mahal

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