Über Kathmandu nach Fiji: In 210 Tagen um die Welt

von Martin Schlögl

Reisevorbereitungen
Teil 1

Seit Jahren hatte ich keinen Urlaub mehr gemacht. Mit dieser mittlerweile schon unrühmlichen Tradition wollte ich letztes Jahr endgültig brechen. Mal wieder Urlaub - und zwar ein richtiger...also nicht zwei Wochen Griechenland, Spanien oder Karibik. Nein, etwas exotischer, exklusiver (nicht im luxuriellen Sinne) und weiter weg sollte es bitteschön schon sein.

210_tage_40.jpg Einmal um die Welt, wollte ich ja schon immer mal machen (wer nicht?). Für solche Fälle bietet sich ein Round-the-world-ticket (Flugticket) an. Dachte ich mit auch, denn ansonsten würden die Kosten mein doch eher schmales Budget von vornherein sprengen. Solche Tickets gibt es ja mittlerweile von fast allen Fluggesellschaften in verschiedenen Preisklassen; die billigsten schon ab 3500 DM (zum damaligen Zeitpunkt noch die gebräuchliche Währung). Danach geht es ungefähr in Tausend-DM-Schritten aufwärts. Wobei jede Preissteigerung eine Erhöhung der zu verfliegenden Meilen und der Zahl der anzufliegenden Ziele bedeutet.

Mit dem 3500 DM-Ticket darf man mit der Star-Alliance (Zusammenschluss von Lufthansa und acht oder neuen weiteren Fluggesellschaften) 19.000 Meilen fliegen und fünf Stops (Orte, an denen man länger als zwei Wochen weilt) einlegen. Mmmh? 19.000 Meilen? Damit kommt man natürlich nur sehr schwer einmal um den Globus; es sein denn, man fliegt von Europa nach Sibirien, von dort über Alaska in die USA und via Island wieder zurück nach Europa. Danach stand mir aber nicht der Sinn, also nächste Preisklasse, 4500 DM, 29.000 Meilen und acht Stops. Schon besser.

Und dann die Route planen. Denn die muss man vorher angeben. Ist leider nicht zu ändern...da sind alle Gesellschaften gleich (überhaupt: große Unterschiede 210_tage_39.jpgbei derartigen Tickets gibt es bei den verschiedenen Anbietern nicht)
Man muss sich also schon im Vorfeld darüber im Klaren sein, wohin die Reise gehen soll.
 
Änderungen der Flugstrecke während der Reise kosten nämlich 75 Dollar. Und das Bezahlen einer solchen Summe wiegt bei einer Reise, bei der man aufgrund der Dauer in Sachen Geld-zum-Fenster-Raussschmeissen eher vorsichtig ist, doppelt schwer. Die Zeitpunkte der einzelnen Flüge sind einem aber dann doch selbst überlassen. D.h, ob man morgen oder erst in drei Wochen von bspw. Neu-Dehli nach Jakarta fliegt...egal. Man sollte sich halt nur um die Reservierung kümmern, aber dazu später mehr.

Also...meine Routenplanung: Frankfurt-(Wien)-Kathmandu-Bangkok-Jakarta-Melbourne-Auckland-Fiji-Los Angeles und New York-London-Dublin-Frankfurt. Die USA gedachte ich auf dem Landweg zu durchqueren; zudem liessen sich auf diese Weise ca. 4000 Meilen sparen, die ich vorher und nachher benötigte....denn ich hatte ja nur 29.000. Dass ich später dann doch ein paar mal die 75 Dollar Umbuchungsgebühren zu zahlen hatte...was soll's. Es kommt halt immer irgend'was dazwischen. Aber was genau, erfahrt Ihr später.

Von Frankfurt nach Kathmandu
Teil 2

210_tage_22.jpgDas erste, was mir in Nepal bzw. Kathmandu, denn dort kommt man fast immer an, aufgefallen ist, war der Geruch. Kein unbedingt guter ... was hauptsächlich damit zusammenhängt, das Abfalleimer und Papierkörbe, wie ich im Laufe der nächsten Wochen feststellen musste, in diesem Land keine große Verbreitung haben. In den Städten wird der Müll vielerorts einfach auf die Strasse gekippt - sehr zur Freude der unzähligen umherstreunenden Hunde und Katzen. Aber es stinkt glücklicherweise nicht überall so. Auch in den größeren Siedlungsgebieten gibt es genügend unkontaminierte Ecken. Schließlich lebt das Land zu einem großen Teil aus den Einnahmen des Tourismus.

Die Leute kommen hauptsächlich wegen der Berge; Trekking im Himalaya ist bei jung und alt populär. Und auch ich bin hauptsächlich aus diesem Grund nach Nepal gefahren. Aber nicht nur deswegen. Ich wollte natürlich auch Land, Leute, Kultur und das ehemalige Hippie -Paradies Nepal erleben. 210_tage_24.jpgAber das ist im Zuge des Massentourismus leider weitgehend auf der Strecke geblieben. Billig kann man hier zwar immer noch leben, aber die alten Aussteiger sind heutzutage kaputte, verbrauchte Gestalten.

Massenkonsum und -Tourismus haben das Land ergriffen, im Touri-Viertel Thamel beispielsweise reihen sich Internet-Cafes, Outdoor-Shops, Restaurants und Souvenierläden nahtlos aneinander. So hatte ich mir das dann doch nicht vorgestellt. Nur gut, dass es Dope im Überfluss gab (und gibt). Das Zeug ist spottbillig und überall zu bekommen. Und so gut wie jeder Nepal-Tourist unter 30 fährt nicht zuletzt auch deswegen hierhin. Man sollte es halt nicht unbedingt auf der Strasse kaufen, denn, so die Warnungen, manchmal stellen sich die vermeintlich netten Verkäufer als wenig Spass verstehende Polizisten heraus. Und für einen Zwangsaufenthalt in einem nepalesischen Gefängnis war mir mein Urlaub dann doch zu schade.

210_tage_23.jpgNach einer Woche hatte ich von der Hauptstadt dann die Nase voll (im wahrsten Sinne des Wortes). Also ab in die Berge. Das war aber gar nicht so einfach, denn auf unserem Fahrt in die Annapurna-Region (Himalaya), gab es mehrere Erdrutsche. Das hatte zur Folge, dass es zwei Tage lang erst mal weder vor noch zurück ging. Schließlich bin ich doch noch nach Pokhara gekommen, dem (touristischen) Einfallstor in die Himalaya-Region. Im Vorfeld von allen Leuten als netter, lebenslustiger Ort beschrieben, stellte sich das Nest als total verdreckt, überlaufen und wenig spannend heraus. Ok, man konnte in der Umgebung ein Menge Tempel und ähnliches besichtigen, aber nach drei Tagen hatte ich dann doch genug von Pokhara, zumal es dort auch überdurchschnittlich viel geregnet hat (und das Mitte Oktober; die Regenzeit sollte zu diesem Zeitpunkt schon seit einem Monat vorbei sein).

  Von dort aus also an den Annapurna, eine Woche Trekking. Diese Route ist derart populär, dass man manchmal den Eindruck gewinnt, an einem Volkslauf teilzunehmen. Aber es gibt natürlich auch ruhigere Abschnitte. Und der Ausblick auf das Panorama der Sieben- und Achttausender entschädigt für vieles.

Unterwegs in Thailand
Teil 3

210_tage_12.jpgSo, nach über vier Wochen Nepal war es an der Zeit, mal endlich ans Meer zu kommen. Denn so toll und interessant Nepal auch ist: Wasser, Strand und Bedemöglichkeiten sind, da es ein Binnenland ist, leider nicht vorhanden. Angekommen bin ich natürlich in Bangkok, wo ich auch erst mal drei Tage geblieben bin. Das hat aber auch gelangt. Die thailändische Hauptstadt ist laut, dreckig und im Grunde ein einziges überdimensioniertes Kaufhaus. Wer billig einkaufen will (egal was), ist hier genau an der richtigen Adresse. Wer aber neben dem Geldausgeben noch eine andere Vorstellung vom Urlaubmachen hat, sollte hier nicht länger als nötig verweilen. Also habe ich mich auf den Weg nach Khopagnan gemacht, einer Insel , die vor allen Dingen für ihre Full-Moon-Techno-Parties bekannt ist, wobei ich an derlei Attraktionen nun wirklich nicht interessiert war und bin. Aber während meines einwöchigen Aufenthaltes gab es sowieso keinen Vollmond.

Die Busfahrt in den Süden des Landes war recht unbequem. Wir, neben mir noch ca. 40 weitere junge West-Touristen, sind zwar mit einem sogenannten Super VIP Bus gefahren, aber das bedeutet nur, dass während der Busfahrt mehrere Videos laufen und die Busse klimatisiert sind (in Thailand ist eigentlich jedes Auto oder Gebäude klimatisiert). Die Klimatisierung hätte man sich sowieso sparen können, da so die Temperaturen im Businneren so gering waren, dass T-Shirt und kurze Buxe - mehr braucht man in Thailand sonst eigentlich nicht- definitiv die falsche Kleiderwahl waren. Die auf jedem Platz vorhandenen Decken boten auch nur schwachen Schutz gegen die Kälte. Naja, nach einer ca. 10 stündigen (viel zu kalten) Busfahrt musste man noch einmal 4 Stunden auf ein Boot - dann kamen wir endlich in Khopagnan an. Schon am Hafen standen, ähnlich dem Flughafen in Kathmandu, zig Touriabschlepper herum, um die Neuankömmlinge von den Vorteilen ihres Guest-Houses oder Ressorts zu überzeugen; und mit einem geht (genauer. fährt) man dann halt mit. Ich habe mich in ein kleines Guesthouse 20 Minuten Fussweg vom Hauptort der Insel einquatiert.

210_tage_26.jpgDiese Guesthäuser muss man sich folgendermaßen vorstellen: Ein Hauptgebäude mit überdachter Terrasse, die auch als Restaurant dient. Zum Wasser hin mehrere kleine Holzhütten mit einer Veranda, auf der gerade soviel Platz ist, dass man eine Hängematte anbringen kann.

Die sanitären Einrichtungen sind nicht der Rede wert, aber das kannte ich ja schon aus Nepal (und da war's noch schlimmer). Als die Formalitäten erledigt waren, fragte mich der Hotelmanager (zumindest hatte er eine derartige Funktion inne), ob ich rauche. Vorsicht, war der erste Gedanke, man hat ja schon viel unangenehmes über die thailändische Polizei und deren Umgang mit Verstössen gegen das Betäubungs-mittelgesetz gehört. Andererseits: man kann auf der Insel baden, relaxen, nichts tun, faul sein ... und sonst eigentlich gar nicht. Also habe ich (für wenig Geld) ein bißchen Spass gekauft und in den nächsten Tagen festgestellt, dass das nicht die schlechteste Idee war.

Von der Insel selber habe ich nicht allzu viel gesehen. Aber die wird wohl überall wie an der Stelle aussehen, wo ich war: Strand, Palmen und im Landesinneren noch mehr Palmen und Bäume. Nach einer Woche hatte ich dann genug von der Faulenzerei. Ich habe einige Leute getroffen, die schon seit Monaten dort waren. Dieses Nichtstun in tropisch warmen Gefilden kann wohl süchtig machen, aber halt nicht jeden. Ein paar Tage ausspannen: dafür gibt s wohl kaum bessere Gegenden. Danach allerdings sollte man selber wieder ein wenig aktiv werden.

Im Norden Thailands
Teil 4

210_tage_25.jpgSo, nach einer Woche Faulenzen auf Khopagnan habe ich mich via Bangkok in den Norden des Landes begeben, natürlich wieder mit dem VIP-Bus. Von Chang Mai aus, der größten Stadt Nordthailands, ging es direkt weiter nach Pai, einem kleiner Ort in der nähe des "Goldenen Dreiecks". Pai wird von fast jedem Rucksack-Touristen als netter kleiner Ort gepriesen, in dem man a) sehr nett ausspannen kann (das allerdings hatte ich die Tage zuvor ja schon zur Genüge getan) und b) viele Ausflüge ins Umland unternehmen kann, was mich weit mehr interessierte. Mit einem Schotten und ein paar Yankees, die ich auf der vierstündigen Fahrt von Chiang Mai nach Pai kennengelernt habe, bin ich in den darauf folgenden Tagen zu Höhlen, heissen Quellen und umliegenden Wasserfällen gefahren.

  In Thailand - wie eigentlich in ganz Südost-Asien - kann man sich für wenig Geld und sogar ohne offizielle Fahrerlaubnis ein kleines Motorrad (100-125 ccm) mieten, was für Ausflüge in die nähere Umgebung nicht ganz unpraktisch ist. Unpraktisch, und vor allen Dingen ungemütlich, wird es mit so einem Motorrad erst, wenn man nach einem Höhlenbesuch, der ca. 60 km von Pai entfernt stattfand, auf dem Rückweg in ein Unwetter kommt. Da die Gegend auch recht bergig ist (bis zu 1000 m über dem Meeresspiegel), kann es nur mit Shorts und T-Shirt ausgerüstet, dazu noch unangenehm kalt werden - jedenfalls mit nassen Klamotten und bei Tempo 80. Der Schotte, erst 20 Jahre alt und leicht übermütig, hat sich an diesem Tag natürlich gnadenlos selbst überschätzt und einen schmerzhaften Unfall gebaut. Den Maschinen ist nichts passiert, dafür hat er sich alle möglichen Prellungen und Hautabschürfungen zugezogen. Aber das war bei seiner Fahrweise sowieso nur eine Frage der Zeit. Pai selber hat nicht allzu viel zu bieten. Es ist weder schön, noch gibt es besonders viele Zerstreuungsmöglichkeiten, sieht man mal von den vielen billigen Restaurants und Bars ab. Aber Essen sollte man sowieso besser auf dem täglich stattfinden Markt, auf dem sich ab 18 Uhr so ziemlich jeder, ob Einheimischer oder Tourist, tummelt. Es schmeckt besser und ist billiger, was für Rucksack-Touris ja nicht ganz unerheblich ist.

210_tage_13.jpgWirklich unangenehm im Norden des Landes ist die Tatsache, dass es hier weitaus mehr Moskitos als im Süden gibt. Irgendein Mückenschutzmittel sollte man also auf jeden Fall dabei haben, sonst kann es unter Umständen sehr schnell vorbei sein mit dem Urlaub. Denn eine Malaria-Infektion ist nicht unbedingt die schönste Urlaubserinnerung. Und da ich meine Prophylaxe (die allerdings bei den meisten Leuten, die mir begegnet sind, Alpträume, Magenschmerzen oder Durchfall hervorrief - und ich daher meine Schusseligkeit gar nicht bedauert habe) clevererweise in Deutschland vergessen hatte, war ich natürlich ganz besonders auf der Hut.

Nach einer Woche Pai ging es dann noch für drei Tage nach Chiang Mai, bevor Laos auf dem Programm stand. Auch Chiang Mai ist keine Perle der Stadtbaukunst. Alte Gebäude findet man überhaupt nicht, oder es sind Tempelanlagen - und die sehen in Thailand sowieso alle gleich aus. Dafür wuseln hier jede Menge Touristen umher, die billig einkaufen wollen, Kochkurse belegen oder die Kunst der Thaimassagen erlernen wollen.

So eine Thaimassage hat wirklich sehr lockernde Wirkung, die Prozedur erfüllt allerdings fast den Tatbestand der Körperverletzung. Die Masseuse oder der Masseur knetet wie verrückt, springt auf einem herum und renkt den Entspannung suchenden fast alle Gelenke aus. Aber wie gesagt: danach fühlt man sich besser. Und 100 Baht (5 DM) ist ein Betrag, den sogar ich mir leisten konnte. Drei Tage in dieser Stadt sind mindestens einer zuviel, aber ich musste ja auf mein Visum warten. Naja, das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt. Warum, das erfahrt ihr nächste Woche.

Den Mekong stromabwärts
Teil 5

Zwei Tage auf einem alten Kahn

210_tage_17.jpgDie interessanteste Variante etwas von Laos zu sehen, ist eine zweitätige Bootsfahrt auf dem Mekong, der mehrere hundert Kilometer die natürliche Grenze zwischen Thailand und Laos bildet, zu machen. Diese Bootsfahrten von der thailändischen Grenze bis Luang Prabang stromabwärts kann man entweder mit einem ganz normalen Mekong-typischen Kahn machen, oder aber man entscheidet sich für ein Schnellboot, das die Strecke in sechs Stunden zurücklegt. Die zwei Tage auf dem meist völlig überfüllten Booten (für 20 Passagiere zugelassen; wir waren ca. 50) sind zwar nicht unbedingt luxuriös, aber im Vergleich zu den Schnellbooten (maximal sechs Passagiere) sehr viel preiswerter - und weitaus entspannender.

Denn die Schnellboote verursachen mit ihren langen Außenbordmotoren ungefähr so viel Lärm wie ein startendes Flugzeug, ein Gehörschutz ist bei dieser Reisevariante daher unvermeidlich. Zudem passiert es nicht selten, dass einer dieser meist völlig überalterten Motoren explodiert - was dann ein abruptes Ende der Reise (und aller weiteren Vorhaben) zur Folge hat. Ein weiterer Vorteil der vermeintlich langsamen Boote ist der, dass man an Bord genug Zeit hat, seine Mitreisenden kennenzulernen.
210_tage_18.jpg Man ist natürlich nicht zwei Tage ununterbrochen auf dem Schiff, denn Schlafplätze, Toiletten oder sonstigen Komfort wird man vergeblich suchen. Nach einer sechs- bis siebenstündigen Fahrt wird an einem kleinen Dschungel-Nest halt gemacht, wo man die Nacht in einem der drei Gasthäuser verbringen kann. Am nächsten morgen geht es dann um 7 Uhr weiter; noch mal ca. sechs Stunden, in denen man die Landschaft, bestehend aus Dschungel, braunem Flusswasser und ab und an mal einem kleinen Bambusdorf, bestaunen kann.

Die Stadt der Mönche und Tempelanlagen

210_tage_19.jpgLuang Prabang, das Ziel der Bootsfahrt, sieht so gar nicht wie eine südostasiatischen Stadt aus, sondern gleicht eher einem französischen Dorf. Kein Wunder, schließlich waren die Franzosen auch bis in die Fünfziger Jahre die herrschende Kolonialmacht. Das hat zur Folge, dass man in Laos wohl den besten Kaffee, die besten Croissants und die besten Baguettes ganz Südostasiens bekommt, zudem kann man sich hier problemlos in englischer oder (noch besser) französischer Sprache verständigen, was in Thailand, obwohl in Sachen Lebensstil extrem westlich orientiert, nur bedingt möglich ist.

Die Stadt mit ihren ca. 20.000 Einwohnern bietet Touristen vor allen Dingen eindrucksvolle Tempelanlagen, eine Menge Moskitos und das Gefühl, sich im europäischsten Teil Südostasiens zu befinden. Während meines einwöchigen Aufenthaltes bestanden meine Aktivitäten überwiegend aus Schlafen, Ausflügen zu umliegenden Naturphänomenen (Wasserfälle, Höhlen) oder Dschungeldörfern. Wanderungen oder sonstige anstrengende Aktivitäten sollte man nicht übertreiben, da es hier da es einfach zu heiß und zu schwül ist. Wer will, kann sich ohne Probleme in einer der (natürlich nicht als solchen gekennzeichneten) Opiumhöhlen in den Schlaf rauchen. 

Viel wichtiger allerdings: nachdem in Nepal und Thailand kein anständiges Bier zu bekommen war, konnte man hier endlich mal wieder anständiges Gebräu trinken. "Beer Lao", so der Name des hiesigen Bieres, ist wirklich lecker und schmeckt nicht schlechter als ein deutsches Pils. Was dagegen schon eher nervt, ist die kommerzielle Verwertung des Logos. Mindestens jeder zweite Besucher des Landes, kauft sich für ein paar Mark ein T-Shirt mit dem "Beer Lao"-Logo. In Thailand sieht man derartige Idioten auch mit "Shinga"-oder "Elephant-Beer" T-Shirts. Hier rennt doch auch kein auch nur annähernd zurechnungsfähiger Mensch mit einer Krombacher, Becks- oder Veltnisdevotionalie rum, oder ?

Back to Bangkok
Teil 6

Nach einer Woche Luang Prabang war es an der Zeit, mal wieder einen Ortswechsel vorzunehmen. Ziel war die laotische Hauptstadt Ventiane, die nach einer ca. 10 stündigen Busfahrt gen Süden erreicht wurde.210_tage_21.jpg
Größere Pannen oder Zwischenfälle gab es auf dieser Busfahrt eigentlich nicht, sieht man einmal davon ab, dass alle paar Stunden irgendwelche nervigen Militärkontrollen den Bus anhielten und durchsuchten. Nach was genau gesucht wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, da Touristen nicht weiter belästigt wurden und nur Einheimische diese Prozedur über sich ergehen lassen mussten.

Ventiane selber war eine große, große Enttäuschung. Zum einen, weil in der größten Stadt des Landes (ca. 120.000 Einwohner) so gut wie alle halbwegs preiswerten Hotels/Guest-Houses komplett belegt waren - und ich nur mit großer Mühe eine halbwegs akzeptable Bleibe gefunden habe; zudem bietet die Stadt nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten. Dafür gibt es Moskitos ohne Ende und eine Luftfeuchtigkeit, die schon energiesparende Tätigkeiten wie Sitzen oder Liegen zu einem immensen Schweissverlust anregt. Nach zwei Tagen hatte ich genug gesehen (und geschwitzt) und bin wieder auf die andere Seite des Mekongs gefahren, also wieder nach Thailand.

210_tage_20.jpgVon dort mit dem Linienbus nach Bangkok (Fahrtdauer ca. 9 Stunden) und gegen 3 Uhr morgens auf irgendeinem Busbahnhof in Citynähe angekommen. Und entgegen aller mitteleuropäischen Erfahrungen ist dort um diese Uhrzeit die Hölle los. Die ganze riesige Anlage ist in grelles Neonlicht getaucht, es gibt ungefähr 100 Busterminals, sechs Taxispuren, auf den ca. alle 10 Sekunden ein Taxi vor- und wieder abfährt...und eine Unmenge Menschen. Gegen 4 Uhr war ich in der Innenstadt. Zugegeben, keine besonders gute Zeit, um irgendwo anzukommen. Man hängt also in irgendwelchen 24 h-Kneipen rum und wartet, bis ein Guest House oder ein Frühstückscafe (was ja oft genug dasselbe ist) aufmacht.

Dieser letzte - und insgesamt dritte - Aufenthalt in Bangkok stand allerdings unter einem unguten Stern. Zwar gelang es mir, endlich den Freund eines Freundes zu erreichen, der dort arbeitet und wohnt. Ich konnte also für einige Tage bei ihm unterkommen. Und im Gegensatz zu meinen bisherigen Quartieren war die Wohnung dieses mir bis dato unbekannten Menschen sehr, sehr komfortabel: 200 qm -Wohnung in einem Appartment-Hochhaus mit Pförtner, mehrere Bäder, Gästezimmer, internationales TV, Schwimmbad im dritten Stock, Fitness-Raum zwei Etagen höher undsoweiter. Leider konnte ich das aber alles gar nicht so recht nutzen, da ich einen Großteil der mir verbleibenden vier Tage vor meinem Flug nach Australien entweder im Bett oder auf der Toilette zubrachte. Nach zwei Monaten ohne irgendwelche gesundheitlichen Komplikationen hat es mich also doch noch erwischt. Und ich dachte schon, mir könne das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr passieren. Nun gut, ich hatte nur Durchfall, das Kotzen blieb mir immerhin erspart. Aber dreieinhalb Tage Toastbrot war natürlich auch nicht das Wahre. Und am Tage meiner Abreise war ich sogar wieder halbwegs hergestellt. Gute Voraussetzungen also, um sich in Melbourne den Magen mal wider richtig vollzuschlagen. Darüber mehr im nächsten Teil.

Ankunft in Australien
Teil 7210_tage_04.jpg

Nach zwei Monaten Asien tat es gut, mal wieder in eine etwas vertrautere Umgebung (was Kultur, Essgewohnheiten, Durchfallquote, usw. betrifft) zu kommen. Da in Melbourne darüber hinaus glücklicherweise Verwandtschaft von mir lebt, musste man sich um Unterkunft und dergleichen erst mal keine Gedanken machen - wie schön. Wobei der Wohnort der Verwandtschaft nun nicht gerade ideal für mich war: Melton, eine kleine Vorstadtsiedlung, liegt ca. 35 Autominuten vom Melbourner Stadtzentrum entfernt. Es gibt zwar eine Bahnverbindung dorthin, aber das auch nur einmal die Stunde. Zudem war der Weg von meiner Residenz zum Bahnhof schon eine Art Tagesausflug an sich. Und die Busse fuhren auch nur unregelmäßig.

Ich blieb also in den drei Wochen, die ich dort verbrachte, die meiste Zeit in Melton...half meiner Tante beim Einkaufen, ging ins Schwimmbad (nach zwei Monaten faulenzen, hat ein wenig Sport mal wieder ganz gut getan), habe viel gelesen und mittags des öfteren bei meinem Cousin vorbeigeschaut (der neben einer Frau auch gleich noch zwei Kinder geheiratet hat). Also alles in allem drei recht unspektakuläre Wochen. Ein paar mal bin ich natürlich auch in die Stadt gefahren. Melbourne unterscheidet sich nicht sonderlich von anderen amerikanischen oder europäischen Großstädten. 210_tage_05.jpgEs gibt einen Central-Business-District mit vielen Hochhäusern (hauptsächlich Banken und Versicherungen), die restlichen Stadt-Viertel sind eher flach und vor allen Dingen weitläufig. Einige Gegenden werden verstärkt von Studenten bewohnt, anderen wiederum verstärkt von finanziell Bessergestellten. Ansonsten unternahm ich noch ein paar Ausflüge in die Gegend um Melbourne, aber da war ich natürlich von Leuten mit Auto abhängig.

Außer der Great-Ocean-Road im Süden hat die Melbourner Umgebung allerdings nicht allzu viel zu bieten: flaches Land, das peu a peu als Bauland erschlossen wird. Denn die innerstädtischen Miet- oder Grundstückspreise stehen den unsrigen in nichts nach. Dafür ist es außerhalb um so billiger. Schade auch, dass das Wetter nicht so gut war, wie sonst um diese Jahreszeit üblich. Anfang Dezember ist dort Frühling und es herrschen nicht selten 30 Grad oder mehr. Das wäre ideales Wetter für den Strand gewesen.

Aber die meiste Zeit war es bewölkt und nur so ca. 15 Grad warm. Nun gut, ich hatte in den zwei Monaten zuvor fast täglich Kurze-Hosen-Wetter, dennoch sind die Möglichkeiten bei deratigen Verhältnissen nicht ganz so doll. Zudem hat man mir für die Weihnachtsfeier ein leckeres Barbecue (australische Nationalsportart) und super Sonnenwetter versprochen, das sei erfahrungsgemäß immer so. Am 25. 12. allerdings hat es geregnet - und sooo warm war's dann doch nicht. Dafür war die Feier mit der ganzen Sippschaft (ca. 35 Leute) eine einzige Völlerei. Morgens zu Hause in Melton Frühstück (oppulent), dann nach Geelong zur Feier gefahren, wo sofort wieder aufgetischt wurde. Zwischendurch ein paar Häppchen hier und da, Bier, Sekt und Wein en gros, bevor es mit Kaffee und Kuchen weiterging. Als das geschafft war, wurde auch schon das Abendessen aufgetischt, aber glücklicherweise sind mein Cousin und ich rechtzeitig geflüchtet - ansonsten wären wir wohl geplatzt. Wie schon gesagt, die drei Wochen Melbourne verliefen recht ruhig. Im sicheren Schoß der Familie konnte man immerhin Geld sparen und Kräfte für die anstehenden Ereignisse sammeln.
 

Als Anstreicher in Australien
Teil 8

Von Melbourne aus ging es mit dem Bus ins Bega-Valley, wo ich wwoofen wollte. Wwoofen, was soviel wie willing-workers-on-organic-farms bedeutet, ist in Australien bei Rucksacktouristen sehr populär.

210_tage_07.jpgMan stellt seine Arbeitskraft auf einer Farm, in einer Werkstatt oder wo auch immer für einen halben Tag zur Verfügung, und bekommt dafür freie Kost und Logis. Um allerdings eine Übersicht über alle Wwoof-Host (Gastfarmen) zu erhalten, muss man in einem Reisebüro einer größeren Stadt für 25 Dollar Wwoof-Mitglied werden. Dafür erhält man eine dickes Adressbuch mit allen Gastgebern, die dort sich und ihre Farm (Töpferwerkstatt,...) kurz vorstellen können. So weiss man schon im Vorfeld, bei wem man beispielsweise als Raucher gar erst anfragen muss.

Allerdings ist man trotz dieses Leitfadens nicht vor bösen Überraschungen gefeit. Ich entschied mich für eine Farm, auf der hauptsächlich Gartenarbeit und ähnliches zu verrichten war. Nicht zu weit von der Zivilisation entfernt. So sah das zumindest auf der Landkarte aus. Aber Austraklien ist groß, sehr groß; aber halt auch dünn besiedelt, sehr dünn besiedelt. Orte, die auf der Karte nach einer halbwegs großen Stadt aussehen, heben unter Umständen nicht mehr als 2500 Einwohner. Und Bega ist jedenfallsSo eine Stadt. Die Landschaft um Bega ist sehr hügelig und mit dem Alpenvorland vergleichbar. Und es ist das Zentrum (oder ein Zentrum) der australischen Milchwirtschaft und Käseproduktion. Man sieht jedenfalls eine Menge Kühe auf den Weiden grasen. Candelo selber, ungefähr 20 Autominuten von Bega entfernt, ist ein tristes 300 Seelen-Kaff. Nach Sydney sind es fünf Autostunden nach Norden, zum Pazifik schafft man es in einer halben. Die meisten Farmen liegen irgendwo in der Prairie; und ohne Auto ist man leider nicht allzu flexibel. Aber ein Auto haben natürlich nur die wenigsten Rucksacktouristen, so dass man für jedweden Ausflug auf die Bereitschaft der Gastgeber angewiesen ist. Das funktioniert im allgemeinen aber ganz gut, schließlich wissen die auch, dass man keine Lust hat, 24 Stunden im Niemandsland zu verbringen.

  210_tage_06.jpgAlso, meine Aufgabe auf der Farm von Pauline Aconly hatte nichts mit Gartenarbeit zu tun. Ich sollte die Veranda streichen, die komplett um das Haus führte. Kein toller, aber auch kein beschissener Job. Andere Wwoofer bei Pauline mussten Bäume Pflanzen und ähnliche Arbeiten verrichten, die weitaus anstrengender waren. Glücklicherweise hatten wir ja nur den halben Tag zu arbeiten. Ab 14 Uhr konnte man dann tun und lassen, was man wollte. Da Candelo aber nicht allzu viele und spannende Zerstreuungsmöglichkeiten bot, blieb man die meiste Zeit im Haus, bzw. auf der Veranda.

210_tage_08.jpgAb und zu bin ich auch mal ins Schwimmbad gegangen, aber das Wetter war leider ab der zweiten Woche eher schlecht - und für die Jahreszeit mit 14 Grad definitiv zu kühl. Zum Glück gab es ja noch andere Wwoofer auf der Farm: Eine arachnophobische Holländerin (auf der Farm genau das Falsche), einen Engländer, einen Israeli, der nicht unbedingt zur vollsten Zufriedenheit seiner Gastgeberin gearbeitet hat und eine esoterisch angehauchte Neuseeländerin. Mit denen hat man halt gelabert, geraucht - kein Problem bei der Gastgeberin, im Gegenteil... - gelesen und dann und wann ein Ausflug ins Umland gemacht, wenn denn ein Fahrer aufzutreiben war. Es gibt Leute, die hangeln sich auf diese Art und Wiese von Farm zu Farm, manche sogar mehrere Monate lang. Nach zwei Wochen hatte ich allerdings genug von diesem Leben. Man spart zwar Geld, ist aber aufgrund der oben genannten Probleme recht unflexibel. Und arbeiten ist auf Dauer, speziell im Urlaub, meine Sache nicht.

Glücklicherweise habe ich mich mit Pauline, deren Freund in Sydney wohnt, recht gut verstanden; und wie es der Zufall wollte, haben die beiden noch einen Housesitter gesucht, da die beiden über Neujahr nach Europa reisen wollten. So hatte sich das Problem der Herbergs-Suche in Sydney von selbst erledigt.

Sydney - Metropole zwischen Strandleben und Waldbränden
Teil 9

210_tage_09.jpgDie zwei Wochen, die ich in Sydney verbracht habe, waren vor allen Dingen eines: sauheiss. Unter 30 Grad ist die Temperatur höchstens nachts gesunken, aber selbst das nur an zwei oder drei Tagen. Das konnte mir aber nur recht sein, schließlich habe ich in Australien die Wochen davor eher durchwachsenes Wetter gehabt. Als ich in Sydney frühmorgens auf dem Busbahnhof (12 Stunden Fahrt von Melbourne) ankam, sah es auch erst mal etwas diesig aus. Das aber lag an den Rauchwolken der umliegenden Waldbrände, schließlich wüteten die Flammen seit Tagen rund um die Stadt; angeblich die schlimmsten Brände seit Jahrzehnten, aber das, so sagte man mir, hört man hier auch fast jedes Jahr.

Am nächsten Tag kamen dann starke Winde auf, so dass die Rauchwolken sich nicht allzu lange über der Stadt halten konnten - und die Hitze eigentlich auch ganz erträglich wurde.

210_tage_11.jpgNach der Ankunft jedenfalls bin ich sofort zu meinen Gastgebern gefahren, die gerade am frühstücken und packen waren, da es für sie noch am selben Tag nach Europa ging. Nachdem sich Pauline und Bill mit ein paar kurzen Anweisungen und Verhaltensregeln (Katze zwei mal täglich füttern, dies und jenes bitte erledigen, bloß nicht den Wein berühren) Richtung St. Moritz verabschiedeten, hatte ich das Haus (inklusive eines gut gefüllten Kühlschranks) für mich allein. Und was tun bei einem derartigen Wetter? Natürlich sofort an den Strand, von denen es in Sydney mehr als genug gibt. Der berühmte Bondi-Beach ist allerdings weniger zu empfehlen: viel zu viele Leute, darunter viel zu viele Touris und in der ganzen Gegend viel zu hohe Preise.

  210_tage_41.jpgDafür gibt es genügend andere Strände, die sicher nicht schlechter sind...und wahrscheinlich sogar, aufgrund der geringeren Touri-Dichte, sauberer. Unerläßlich für einen Sydney-Urlaub zu dieser Jahreszeit, und ganz besonders am Strand, sind folgende Utensilien: Sonnenbrille (wegen Erblindungsgefahr), Kopfbedeckung (wegen Sonnenstichgefahr) und Sonnencreme mit astronomisch hohem (24 aufwärts) Lichtschutzfaktor (wegen Verbrennungsgefahr).

210_tage_10.jpgWenn ich mal nicht am Strand war, der sich leider nicht gerade um die Ecke befand und immer eine lange Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erforderte, hab ich natürlich auch das "normale" Touri-Programm abgespult: Hafenrundfahrt, Opera-House, Olympia-Stadion, Botanische Gärten, Harbour-Bridge undsoweiter (siehe jeden Australien-Reiseführer).

Abends war ich meist mit Bills Sohn Paul unterwegs, der praktischerweise gleich um die Ecke wohnte und auch ein paar Kneipen und Cafes wußte, in denen die Preise halbwegs moderat waren, denn Sydney ist (wohl auch aufgrund seiner wirklich hohen
Lebensqualität: Großstadt, Meer, Strand, mehr als sechs Monate im Jahr T-Shirt-Wetter) alles andere als billig.

Ach ja, die Waldbrände, die um die Weihnachtsfeiertage begannen, waren mehr als zwei Wochen später immer noch nicht unter Kontrolle. Glücklicherweise schaffte es das Feuer nicht bis in die Stadt, auch wenn die Flammen sogar schon einzelne Vororte erreichten. Als mich nach zwei Wochen Richtung Fijis verabschiedete, war mal wieder mindestens die Hälfte der umliegenden Wälder und Naturschutzgebiete zerstört, aber wie gesagt: das passiert dort ziemlich häufig.

Nie wieder Fiji
Teil 10

210_tage_14.jpgZwei Wochen Sonnenschein in Sydney... viel besser konnte das Wetter auf meiner nächsten Station, dem Ferienparadies Fiji-Islands, auch nicht werden. Der ursprüngliche Reise-Plan war allerdings, von Australien aus erst nach Neu-Seeland zu fliegen, dort ein paar Wochen durchs Land zu fahren und dann auf den Fijis Halt zu machen. Finanzielle Engpässe jedoch und eine Verabredung in San Francisco, die nur in einem terminlich sehr eng gesetzten Rahmen vonstatten gehen konnte, waren der Grund dafür, dass ich zwar Neu-Seeländischen Boden betrat - das aber nur für zwei Stunden auf dem Flughafen (für den Kauf zollfreier Zigaretten hat's immerhin noch gereicht).

Von Auckland aus fliegt man ca. vier Stunden nach Nadi (oder Nandi), dem internationalen Flughafen der Fiji-Inseln. Meine Ankunftszeit war 22.30 Uhr, was die Suche nach einer geeigneten und preiswerten Unterkunft nicht gerade erleichterte. Glücklicherweise hatte noch eine Art Touristinformation geöffnet, wo man mir eine halbwegs vernünftige Herberge vermittelte. Die anschließende Taxifahrt vom Flughafen zum "Travellers Beach Ressort" zur Nadi Bay dauert ungefähr 10 Minuten. Außer vermatschten Strassen gab's unterwegs nicht allzu viel zu sehen. Als ich im Ressort ankam, schienen dort schon fast alle zu schlafen. Der Barmann, der, wie ich den nächsten Tagen feststellen konnte, auch noch die Aufgabe des Hotel-Managers, des Kapitäns des hoteleigenen Bootes und des Ressort-Shop-Verkäufers innehatte, war gerade dabei, die Bar abzuschließen.

  210_tage_16.jpgIch konnte gerade noch ein "Fiji-Bitter" (sehr gutes Bier übrigens, wird aber schätzungsweise in Australien gebraut) ergattern und ein kurzes Schwätzchen mit ihm halten, in dem er mir, nachdem er mir noch vor dem Bier erst mal Fiji-Gras angeboten hatte, erklärte, dass gerade Regenzeit sei und daher noch Vorsaison. Es wären aber schon ein paar Leute da. Diese Leute waren war allen Dingen Yankees. Die können sich aufgrund des starken Dollars einen Urlaub dort auch am ehesten leisten, wie ich feststellte.

Die Fijis waren was touristische Lebenshaltungskosten anbetraf zwar nicht so teuer wie Sydney, aber auch nicht gerade preiswert. Aber vor allen Dingen waren sie einfach nur langweilig. Wenn man Fotos und Prospekte dieser Südseeinseln sieht, mag das ja alles ganz schön aussehen: Weißer Strand (der übrigens nicht überall so weiß ist), Palmen, Sonnenschein (der in der Regenzeit natürlich nicht permanent vorhanden ist) und exotische Früchte (das Essen hat sich allerdings schwer den Ess-Gewohnheiten der Touristen angepasst). In Wirklichkeit mag das ja stellenweise auch so aussehen, doch sind die Fijis nur Leuten zu empfehlen, die entweder zum Tauchen dorthin kommen (dafür gibt's dort wirklich sehr gute Bedingungen), oder auf Hochzeitsreise sind. Da ich aber als allein reisenden Nicht-Taucher unterwegs war, verloren die Fijis für mich recht schnell ihren paradiesischen Schein. Ich verbrachte meine Zeit entweder am Strand (was aufgrund des Wetters nicht immer möglich war), oder im Bar-Bereich des Ressorts, wo sich auch die meisten anderen Backpacker aufhielten.

210_tage_15.jpgWie auch ich waren die meisten von ihnen nur auf der Durchreise und verbrachten ein paar Tage mit Bücherlesen, Bier-Trinken und Zeit-Totschlagen. Ausflüge ins Landesinnere oder dergleichen waren aufgrund der teilweise unbefahrbaren Strassen zu dieser Zeit des Jahres überhaupt nicht möglich.

Und bei 33 Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit von 100% möchte man sich eigentlich sowieso nicht allzu viel bewegen. Schon nach zwei Tagen hatte ich die Schnauze voll von den Fijis und wäre am liebsten ins nächste Flugzeug gestiegen. Das Problem war allerdings, dass pro es pro Woche nur zwei Flüge nach Los Angeles, meiner nächsten Station, gab. Da ich aber, wie schon oben geschildert, zu einem bestimmten Zeitpunkt in San Francisco verabredet war und gar nicht früher ins teure Amiland wollte, musste ich also noch vier weitere Tage auf den Fijis ausharren und die Zeit wie oben beschrieben rumkriegen, keine allzu spannende Erfahrung. Auf derartige Inselparadiese werde ich so schnell jedenfalls nicht mehr reisen, das steht fest.

Ankunft in Amerika
Teil 11

210_tage_29.jpg Nachdem ich die wie schon erwähnt extrem langweiligen Fiji-Inseln verlassen hatte, war das nächste Ziel Los Angeles (L.A.). Nach einem 13-Stunden Flug, dem überfülltesten, nervigsten und längsten der ganzen Reise, kam ich schließlich ziemlich kaputt dort an. Aufgrund der Attentate des 11. September und der amerikanischen Terroristenparanoia hatte ich mich auf elend lange Zoll- und Sicherheitsprozeduren gefaßt gemacht... aber erstaunlicherweise geschah nichts dergleichen. Vom Flugzeug zum Taxi hat es nicht länger als 20 Minuten gedauert, inklusive Einreise-Fomalitäten und Rucksackdurchleuchtung. Konnte mir nur recht sein.

210_tage_28.jpg Vom Flughafen bin ich dann direkt zu einem Bekannten eines Freundes gefahren, bei dem ich eine Nacht pennen konnte, da ich meine Verabredung in San Francisco erst am nächsten Tag erreichen konnte. Und unnötig Geld in einem Backpacker-Hostel ausgeben (in Amiland ca. 25 Dollar pro Nacht) wollte ich ja auch nicht.

Am nächsten Vormittag also wieder ins Flugzeug und ca. 50 Minuten nach Norden geflogen. Am Gepäckausgabeschalter glücklicherweise meinen Bekannten und einen anderen Kumpel aus Frankfurt getroffen, der auch gerade zu Besuch kam. So fielen nervige Warterei und Telefoniererei schon mal weg. Sind dann natürlich erst mal Gepäck abladen gegangen, bevor wir uns den Magen vollgeschlagen haben. Sehr angenehm: die klimatischen Verhältnisse der Stadt. Es war zwar Mitte Januar, aber man konnte dennoch problemlos draußen sitzen, denn die Sonne schien die ganze Zeit (war eine Woche dort, und es hat nur einmal kurz geregnet, ansonsten strahlender Sonnenschein). War zudem als Raucher ganz sinnvoll vor der Tür zu sitzen, denn in Kalifornien darf man nirgends, egal ob Restaurant, Cafe, Club oder Bar drinnen rauchen... auf deutsch: eine Frechheit.

210_tage_28.jpgDie nächsten Tage waren recht lustig... wir haben natürlich eine Menge Touri-Programm gemacht: Golden Gate Brücke, Golden Gate Park, Cable Cars undundund. Aber vor allen Dinge haben wir nicht auf's Geld geachtet. Morgens erst mal Frühstücken gehen, tagsüber mehrmals irgendwelche Coffee-Shops angesteuert, abends dann wieder Essen gegangen und anschließend in irgendwelchen Kneipen oder Bars gelandet. Nun ja, bei einem Bierpreis von vier bis fünf Dollar wird man sehr schnell arm. Die eine Woche San Francisco hat jedenfalls garantiert ein Drittel der gesamten Urlaubskosten verschlungen... so genau hab ich das allerdings nicht ausgerechnet, ich wollte und will's ehrlich gesagt auch gar nicht wissen.

Da mein Kumpel nach drei Tagen schon wieder weg musste und er aufgrund eines extrem bescheuerten Vermieters seine Wohnung auch niemandem zur Verfügung stellen konnte, musste ich mich entweder um eine neue Bleibe bemühen, oder meine Reise fortsetzen.

Glücklicherweise ergab es sich an unserem letzten Abend in einer wirklich sehr empfehlenswerten Kneipe namens "NocNoc" (einer der letzten Raucheroasen der Stadt), dass ich dort ein nettes Mädel traf, bei der ich die nächsten vier Tage residieren konnte. Sie wohnte zudem praktischerweise in Height Ashbury; eine Gegend, die man abends überhaupt nicht verlassen musste, wenn man ausgehen wollte. Also hatte ich doch noch ein paar Tage Zeit, um Stadt und Leute genauer kennenzulernen. San Francisco ist auf jeden Fall eine Reise wert; laut Aussagen der dort lebenden Leute ist vieles sehr unamerikanisch und daher für Europäer recht angenehm. Dennoch hingen auch hier fast aus jedem Fenster USA-Flaggen, die nach den Anschlägen vom 11.September wohl das ganze Land zieren. Nun ja, dieser übertriebene Patriotismus ist den Amis wohl angeboren.

Amerika: Zwischen Tristesse und Wintermärchen
Teil 12

210_tage_30.jpg Nachdem es in San Francisco noch halbwegs warm (zwischen 10 und 15 Grad) und immer sonnig war, begann mit der nächsten Station, Olympia/WA, ca. 1,5 h südlich von Seattle, meine Reise in den Winter. Als ich ins Flugzeug stieg, herrschte noch bestes Wetter, bei meiner Ankunft in Seattle dagegen war es dann nur noch kalt, naß und grau. Glücklicherweise bin ich in San Francisco noch mit ein paar warmen Klamotten bedacht worden. Die Busfahrt von Seattle nach Olympia war auf jeden Fall kein touristischer Höhepunkt. Zum einen fuhren wir mehr oder weniger nur durch Industriegebiete und auf verstopften Autobahnen, zum anderen musste ich nach ca. 1 Stunde den Bus wechseln. Die Umsteige-Station hatte nicht mal einen Namen, sondern nur eine Nummer (die Nummer der vorbei führenden Schnellstrasse). Und die dort vorhandenen Fahrpläne waren an Unübersichtlichkeit kaum zu überbieten ...

"Bist du schon 21?"

Aber Leute fragen war auch kaum möglich, weil sich so gut wie niemand dort aufhielt. Und die paar Anwesenden hatten entweder keine Ahnung, welcher Bus nach Olympia fährt; oder sie hatten keine Lust, fremden Leuten Auskünfte zu erteilen. Naja, ich bin dann natürlich doch irgendwie angekommen und dort von einem Freund, den ich in Laos kennengelernt hatte, abgeholt worden. Noch bevor wir das ganze Gepäck deponieren konnten, sind wir erst mal in eine Kneipe gegangen - Begrüßungs-Schoppen. Und in dieser Kneipe wollte der Wirt doch tatsächlich einen Ausweis von mir sehen, von wegen Alkohol erst ab 21 Jahren.
210_tage_31.jpg Nun ist es ja nicht so, dass ich völlig verlebt aussehe, aber älter als 21 allemal (zum damaligen Zeitpunkt war ich 30 Jahre alt). Waffen bekommt in diesem Land jeder Idiot, aber bei einem Bier gibt man sich ganz vorsichtig. Erstaunlich, dieses Land, wirklich erstaunlich.

Wir sind dann erst mal zu Jon nach Hause gegangen um meinen Kram abzuladen. Er wohnt zusammen mit drei anderen Studenten (er ist selber auch Studi). Praktischerweise finanzierte sich einer der Mitbewohner Jons sein Studium mit dem Verkauf von Gras, so dass die diesbezügliche Versorgung gesichert war. Da Jon in den folgenden Tagen viel arbeiten musste, bin ein auf eigene Faust durch die Stadt gezogen; in Olympia gibt es allerdings nicht allzu viel zu sehen. Genauer gesagt: die Stadt ist ziemlich häßlich.

Waten durch den Schnee

Schön ist die Landschaft um Olympia herum: Berge, Wälder, Meer. Ein paar Ausflüge in die Umgebung haben wir natürlich auch gemacht, was besonders angenehm war, da ich schon seit Jahren nicht mehr durch Schnee gestapft bin. Hier in Berlin gibt es diese Niederschlagsform ja so gut wie gar nicht (mehr); und wenn, ist sie schon nach ein paar Stunden wieder geschmolzen und/oder zu Schneematsch mutiert.

210_tage_32.jpg Dort war alles weiss. In den fünf Tagen, die ich dort verbracht habe, gab es eigentlich permanent Niederschlag. Anfangs noch als Regen, ab dem zweiten Tag als Schnee. Aber darüber war ich mir natürlich schon vorher im Klaren. Jon erzählte mir, dass es vor ein paar Jahren mal 93 Tage am Stück geregnet habe und dass Olympia eine der regenreichsten Städte des Landes sei. Klingt nicht gerade nach einem grandiosen Ferienparadies. Aber ich bin natürlich in erster Linie hierher gekommen, um Jon zu besuchen; die Stadt selber muss man wirklich nicht gesehen haben. Was allerdings wirklich gestört hat, war die Dunkelheit. Ich habe ja schon von meinem Frühaufsteherdasein berichtet. Ganz so schlimm wie in Sydney war es glücklicherweise nicht, aber gegen 6.30 bis 7.00 Uhr war ich immer wach. Das mag ganz praktisch sein, wenn man früh zur Arbeit muss; weit weniger angenehm ist es, wenn man Urlaub hat und es erst gegen acht Uhr hell wird. Aber dieses Problem, wenn es denn eines war, begleitete mich sowieso schon die ganze Zeit... und sollte es auch noch für den Rest des Urlaubs tun.

Chicago: Hefeweizen mit Zitrone
Teil 13

210_tage_33Nach einer Woche in der Provinz war es an der Zeit, mal wieder eine etwas größere Ansammlung von Menschen aufzusuchen. Und Chicago, mein nächstes Ziel, ist definitiv eine solche. Dort besuchte ich eine alte Freundin, die ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte...denn sie zog Anfang der Neunziger von Frankfurt nach Amiland, just am selben Tag, an dem es mich von Frankfurt nach Berlin verschlug. Nicola, die mittlerweile verheiratet ist, sah eigentlich noch genauso aus wie vor fast zehn Jahren, so dass es am Flughafen glücklicherweise keinerlei Erkennungsprobleme gab. Als wir erst mal den beiden zu Hause waren, musste ich feststellen, dass es in diesem Haus noch zwei Mitbewohner gab: einen riesigen Rottweiler und einen noch sehr jungen, aber dafür um so agileren Pit-Bull (oder so etwas ähnliches).

Nun ja, Nicola war schon früher eine Hundenärrin, aber seinerzeit begnügte sie sich mit vermeintlich harmloseren Geschöpfen. Aber ich wurde sofort beruhigt...die beiden seien absolut zutraulich und ungefährlich. Nun ja, es war mir dennoch lieber, nicht allzu oft mit den beiden alleine zu sein. 210_tage_35Da aber sowohl Nicola als auch Stacy, ihr Mann, berufstätig waren, ließ sich das natürlich nicht immer vermeiden - und ein allzu gutes Gefühl hatte ich nie, wenn ich mit diesen Kreaturen die Wohnung teilte. Nicola hatte sich netter weise die ersten beiden Tage frei genommen, so dass sie mir erst mal einen groben Überblick über die Stadt verschaffte. Wir besichtigten eine Menge Museen (von denen es in Chicago Dutzende gibt), besuchten diverse Ausstellungen, und wanderten durch die komplette Innenstadt (die, so scheint es, eine größere Ausdehnung in die Höhe als in die Breite hat). Chicago ist auf jeden Fall eine faszinierende Stadt, die nur den Nachteil hat, Ende Januar saukalt (auch Schnee gab's mehr als genug) zu sein, aber darüber war ich mir ja von vornherein im Klaren.

Eine der Höhepunkte des Jahres für Amerikaner ist definitiv der Super-Bowl, der einen Großteil der Europäer allerdings kaum zu fesseln vermag (sieht man einmal von ein paar verrückten Amerika-Jüngern ab), so auch mich nicht. Am Super-Bowl Sunday haben wir uns natürlich alle vor dem Fernseher versammelt, Bier und Knabber-Kram (von denen es in Amerika wirklich die ausgefallensten Sachen gibt) standen auch bereit. 210_tage_34Glücklicherweise hat mich schon nach dem ersten Viertel der Schlaf übermannt, so dass ich einen Großteil dieses per se extrem langweiligen Spiels überhaupt nicht mitbekommen habe und erst wieder kurz vor Schluß aktiv am Zuschauen teilnehmen konnte. So weit ich mich erinnere, haben die New England Patriots aus Boston gewonnen, aber eigentlich war (und ist) mir völlig egal.

Ein weiterer Höhepunkt war ein Restaurant-Besuch, sofern dieses Wort auf diesen Laden, der eher Sportsbar-Atmosphäre aufkommen liess, überhaupt zutraf. George Bush hielt gerade seine berühmte "Axxis-of-evil-Rede", und die Leute klatschten begeistert Beifall. Schon in diesem Augenblick war mir klar, dass er sich damit außerhalb der USA alles andere als einen Gefallen getan hat, aber die einheimische Bevölkerung scheint dort drüben nicht allzu oft über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Nun ja, als dann noch ein mein Hefeweizen (immerhin gab es dort so etwas überhaupt) mit einer Zitrone garniert wurde, war mir vollends klar, dass die Amis größtenteils ein Volk von Ignoranten sind.

Geschichten von der Ostküste
Teil 14

210_tage_01.jpgNach einer Woche im kalten Chicago ging es weiter ins ähnlich frostige New Hampshire. Dort besuchte ich Adam, den ich, genauso wie Jon, meinen Gastgeber im Niederschlagsparadies Olympia, in Laos kennengelernt hatte. Am Bostoner Flughafen wurde ich von Adam und seinem Vater abgeholt; ich war froh, nicht mit öffentlichen Bussen fahren zu müssen, denn von dort nach Concord, der Haupstadt des Bundesstaates New Hampshire, wo Adam wohnt, waren es ca. 1,5 Stunden Autofahrt - und die US-Amerikanischen Nah- bzw. Fernverkehrspreise sind nicht die billigsten. Zudem war mein Urlaubsbudget so kurz vor dem absehbaren Ende der Reise so gut wie aufgebraucht. Auch das war ein Grund dafür, warum ich nicht in Boston Station machte, obwohl mich die Stadt, über die man aus europäischer Sicht immer wieder eine Menge Gutes hört, durchaus interessiert hätte.

In Concord im Hause der Welshs (Adams Familie) angekommen, wurde erst mal ein üppiges Mahl kredenzt. Adam hatte mich schon vorgewarnt: Mutter kocht gerne großzügig und freut sich über jeden Besuch. Das konnte mir natürlich nur recht sein. Denn bei allen Verbrechen, die dieses Land kulinarisch zu verantworten hat, gibt es ja auch einige sehr gute Sachen, die ich so schnell nicht mehr würde bekommen können (oder nur gegen erheblichen finanziellen Aufwand): 210_tage_03.jpgall die leckeren Bagels, Nuss-Kaffee, weissen Kakao undundund. Die vier Tage, die ich Concord verbrachte, waren nicht allzu spektakulär. Die Stadt selber hat nicht allzu viel zu bieten, für Touristen schon gleich gar nicht. Aber die verirren sich auch höchstens mal für einen Tagesausflug dorthin; und das auch eher im Sommer oder Herbst, wenn der viel gepriesene "Indian Summer" die Wälder Neu-Englands in den schönsten Farben erstrahlen läßt.

Davon war während meines Aufenthaltes aber natürlich nicht allzu viel zu erkennen, obwohl man beim Durchfahren der leicht hügeligen Gegend zumindest ein Gefühl dafür bekommen konnte, wie es dann sein kann.

210_tage_02.jpgDa aber alles verschneit war, beschränkte sich das Farbenspiel auf weiß und aspahltgrau. Adam zeigte mir ein paar netten Küstenstädte (u.a. Portsmouth) ganz in der Nähe von Concord; aber auch die konnten im kalten Februar ihren Charme nur in sehr geringen Dosen versprühen. Abends machten wir die üblichen nutzlosen Dinge wie Bier trinken, Gras rauchen und ein paar Freunde von Adam treffen - u.a. traf ich Kara und Matt wieder, die ich auch schon in Südostasien getroffen hatte; deren Erstaunen, mich hier in der amerikanischen Provinz wieder zusehen, war natürlich sehr groß. Da sich aber, wie schon geschildert, der Urlaub zwangsläufig dem Ende näherte, war die Luft ein wenig raus. Gedanklich war ich wohl schon wieder mehr in Europa als in Concord. Daran änderte auch die Aussicht, endlich mal nach New York zu kommen nicht viel; schließlich kannte ich dort niemanden, bei dem ich hätte Quartier beziehen können. Und alle Versuche Adams, dort einen Bekannten aufzutreiben, schlugen ebenfalls fehl. So wartete ich eigentlich nur noch darauf, meine Zeit hier irgendwie rumzukriegen und endlich in den Flieger nach Frankfurt zu steigen. Bis es allerdings so weit war, hatte ich noch ein ganz harte Prüfung zu absolvieren. Doch mehr dazu im nächsten und letzten Teil der Urlaubserinnerungen.

Die letzte Nacht am Flughafen
Teil 15


210_tage_36.jpg Die harte Prüfung, die ich Ende des letztes Teils angedeutet habe, erwartete mich nach meiner Ankunft des kurzen Fluges von Boston nach New York. Da es nur abends Flüge gab, die für mich in Betracht kamen (ansonsten hätte ich via Washington fliegen müssen und damit meine zulässige Meilenzahl überschritten), kam ich erst gegen 22.15 Uhr am JFK-Airport an. Und da ich ja auch niemanden in dieser Stadt kannte, bei dem ich hätte Quartier beziehen könnte, - und auch überhaupt keine Kohle mehr für eine Hotel oder Ähnliches vorhanden war - stand mir eine eher unbequeme Nacht auf dem Flughafen bevor.

Naja, in irgendeine Ecke verkriechen und hoffen, dass man wenigstens ein paar Stunden Schlaf bekommt, so meine Hoffnungen. Das Verkriechen aber stellte sich als extrem großes Problem heraus, denn sobald man sich in irgendeinem stillen Winkel zu Ruhe begeben hatte, kam auch schon ein Sicherheits-Fuzzi an und verwies einen des Platzes. Nach drei vergeblichen Anläufen gab ich es schließlich auf und setzte mich auf eine Bank in der Halle und versuchte dort ein wenig Ruhe zu finden. Dummersweise hatte die Bänke alle fest angebrachte Armlehnen, so dass man sich nicht mal quer über die Bank legen konnte, sondern im Sitzen schlafen musste.
210_tage_38.jpgMehr als 2-3 Stunden habe ich diese Tätigkeit in der betreffenden nacht allerdings garantiert nicht ausgeübt... zu unbequem war meine Schlafstatt, und zu laut waren die viertelstündlich wiederholten Durchsagen, die auf das Rauchverbot und sonstige Schikanen hinwiesen.

Um sechs Uhr morgens hatte ich dann die Schnauze voll: bloß weg von hier. Ich bin dann mit dem ersten (vielleicht war es auch schon der zweite oder dritte) Bus nach Manhatten gefahren und habe erst mal in einem der zahlreichen Coffee-Shops gefrühstückt. Bis zum frühen Nachmittag bin ich dann durch die Stadt gelatscht und habe versucht, innerhalb kürzester zeit so viel wie möglich zu sehen: Washington Sqare, Soho, 42nd Street, Broadway, Ground Zero, Empire State Building, Chrysler Building... und wie die Touri-Ecken alle heissen. Da mein Rückflug nach Frankfurt um 18 Uhr ging, hatte ich natürlich nicht sonderlich viel Zeit. Und ein längerer Aufenthalt, der in dieser Stadt definitiv lohnenswert ist (soweit ich das beurteilen kann), war aufgrund der schon angesprochenen finanziellen Engpässe einfach nicht möglich.

210_tage_37.jpgDaher bin ich um 15 Uhr, nachdem meine letztes Dollars für eine Tasse Kaffee und einen Bagel draufgegangen sind, mit der U-Bahn zurück zum Flughafen gefahren. Dort dann das Gepäck geholt, eingecheckt und auf den Abflug gewartet. Eigentlich wollte ich auch noch zollfreie Kippen kaufen (per Kreditkarte), aber nachdem ich die Preise gesehen hatte, habe ich von der Idee Abstand genommen. Die Dinger waren/sind dort zollfrei teurer als die verzollten Zigaretten hierzulande. Wie dem auch sei, pünktlich um 18 Uhr startete das Flugzeug der Lufthansa...und nach sieben Stunden, von denen ich einen Großteil schlafend verbrachte, war ich irgendwie froh, wieder in Deutschland zu sein; auch wenn ich mit einem Sauwetter empfangen wurde.

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